Für die, die mehr wissen wollen
Was genau ist eigentlich Personensuche (Mantrailing)?
Wie entsteht ein individueller Geruch und wie folgt der Gefährte diesem Geruch?
Warum ist Personensuche eine besonders artgerechte Beschäftigung?
Welchen Nutzen hat die Personensuche neben der artgerechten Auslastung?
Wie kann die Personensuche bei Verhaltensauffälligkeiten helfen?

Wie bereits geschrieben, versteht man unter Personensuche (Mantrailing) die Suche nach einer vermissten Person anhand ihres individuellen Geruchs. Mit Hilfe von einem Geruchsgegenstand (Kleidungsstück, Schlüssel, Socken, oder anderes) kann der Gefährte die Spur des Geruchs aufnehmen und die vermisste Person aufspüren.
Aber wie entsteht ein individueller Geruch und wie folgt der Gefährte diesem Geruch?
Jeder Mensch hat einen einzigartigen (genetisch festgelegten) individuellen Körpergeruch – ähnlich wie ein Fingerabdruck (lediglich eineiige Zwillinge können einen identischen Geruch haben, aber keinen identischen Fingerabdruck). Der Körpergeruch entsteht, weil der Mensch ständig abgestorbene Hautpartikel und Körperflüssigkeiten verliert. Diese unterliegen einer sofortigen bakteriellen Zersetzung (Fäulnisprozess), in dem letztendlich die Hautpartikel und Körperflüssigkeiten in Gase verwandelt werden. 
Das bedeutet, dass der Gefährte gar keiner Spur im tatsächlichen Sinne folgt, sondern er verfolgt Gase. In dem Fäulnisprozess sind die Gase unterschiedlich intensiv konzentriert, was erklärt, warum ein Gefährte in der Lage ist, zeitlich verschiedene Spuren erkennen zu können und sogar erschnüffeln kann, in welche Richtung eine vermisste Person gelaufen ist. Die Nase des Gefährten kann gewissermaßen „in die Vergangenheit“ schnüffeln. Das ermöglicht dem Gefährten, auch deutlich älteren Spuren (Stunden, Tage, Wochen) zu folgen. Eine weitere Bestätigung dafür, dass der Gefährte Gasen und keiner Spur (Spur im Sinne von Bodenverletzungen = Fußabdrücke oder Schleifspuren oder ähnliches) folgt, ist, dass er auch Spuren verfolgen kann, wo keine Laufspur möglich ist (beispielsweise, wenn die Person auf Asphalt gelaufen ist). Hier wird der Unterschied zum Fährtentraining deutlich, denn beim Fährtentraining geht der Gefährte Bodenverletzungen nach. 
Hunde sind Nasentiere. Sie erkunden ihre Welt primär mit der Nase (im Vergleich nutzt der Mensch dafür vorrangig die Augen). 

Ein Beispiel:
Mensch und Hund gehen spazieren. Sie stehen auf einem Feldweg nebeneinander. Der Mensch sieht ein großes Feld. Auf dem Feld sind Kartoffeln angepflanzt. Das Feld ist umrandet von Bäumen und Sträuchern und in dem Feld steht ein Reh und schaut den Menschen an. 
Der Hund sieht (und riecht) das gleiche wie du. ABER zusätzlich riecht er die läufige Hündin, die gestern an dem Feld vorbeigelaufen ist; der Hase, der vor zwei Stunden über den Weg gelaufen ist; das Mauseloch links neben dem Baum, der direkt am Feld vor euch steht und vieles mehr.
Sie nehmen ihre hündische Welt über den Geruch wahr. Hunde kommunizieren über den Geruch. Da liegt es doch Nahe, dass eine artgerechte Auslastung irgendetwas mit der Nase zu tun haben sollte.
Die Personensuche bietet die Möglichkeit, dass der Mensch seinem Gefährten einen (Frei-) Raum bietet, in dem er seine Fähigkeiten ausleben kann. In diesem Rahmen ist unser Gefährte mental und körperlich gefordert. Er übernimmt die Führungsrolle, was bedeutet, dass der Mensch seinem Gefährten Vertrauen muss. Die Aufgabe des Menschen liegt darin, ihm den (Frei-) Raum zu geben, ihn zu sichern (z.B. bei Gefahrenstellen wie stark befahrene Straßen), ihm Türen zu öffnen oder Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Denn zum Ziel kommen nur beide gemeinsam als Team. 

Das bedeutet, dass die Personensuche über den Spaß hinaus noch weitere tolle Nebeneffekte hat:
- das WIR wird gestärkt
- gemeinsame Erlebnisse werden geschaffen
- Verbundenheit untereinander wird gestärkt
- der Mensch lernt die Körpersprache seines Gefährten zu lesen und zu verstehen
- Verbindung zwischen menschlicher und hündischer Welt durch gemeinsame Aktivität in der menschlichen Welt (Stadt, Park, Wohngebiete) und der hündischen Welt (Wald, direkt in der Natur) 
- Intensivierung der Beziehung zwischen den Gefährten 
- Einsetzbar in der Beziehungsarbeit und Beziehungspflege in unserem GefährtenTraining

Und es gibt noch einen weiteren Effekt, der aus unserer Sicht wichtig und toll ist und erwähnt werden muss. Der Gefährte lernt bei der Personensuche ruhig, eigenständig und konzentriert zu arbeiten. Er erarbeitet sich selbstständig den Weg und wird gefordert, auftretende Probleme selber zu lösen. Ist er bei der Personensuche erfolgreich, steigert das sein Selbstwertgefühl. Zudem ist der Gefährte in der Lage, diese gemachten Erfahrungen auch später in andere Bereiche zu übertragen. So kann es dazu führen, dass er in Situationen, wo er normalerweise mit Aggression oder Ängstlichkeit reagiert hat nach und nach auch ruhig und sicher auftreten kann. Somit ist es möglich, mit Hilfe der Personensuche auch Ängste, Aggressionen oder Umweltängste zu bearbeiten (man beschreibt diese Art von Personensuche auch als Therapie-Trailing).

Wir sind uns sicher: Personensuche ist eine tolle Aktivität für Mensch und Hund und ein ideales Mittel, die menschliche und hündische Welt miteinander zu verbinden. Es hilft, Vertrauen zu entwickeln und die Beziehung der Gefährten zu stärken und zu vertiefen. Daher ist die Personensuche auch ein zentrales Instrument in unserem GefährtenTraining und für uns nicht wegzudenken. Weil es neben den vielen positiven Effekten auch einfach Spaß macht. Wir wollen gemeinsam mit euch diesen Spaß erleben.
Und da es zum Thema „Nase“ noch so vieles gibt und uns das Thema sehr am Herzen liegt, bieten wir bei Bedarf Seminare und Workshops an, wo mehr Theorie und Praxis vermittelt werden kann. Wenn dich das Thema auch so fasziniert wie uns, dann nimm einfach Kontakt mit uns auf. Wir versprechen dir eine spannende Zeit in die Welt der Hundenase.
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